... als ich einmal Gott traf

Nachricht 21. Dezember 2022

Auf der Fortbildung Rhetorik und Auftritt haben die Teilnehmenden kurze Geschichten geschrieben. Das Motto war "als ich einmal Gott traf". Einige dieser Geschichten durfte ich einsammeln und veröffentlichen:
 

Als ich einmal Gott traf …

Könntet ihr diesen Satz fortsetzen? Ich könnte es nicht. Was heißt überhaupt „Gott treffen“? Muss ich mir das so vorstellen, dass ich gerade auf dem Heimweg bin und im Auto plötzlich Gott neben mir sitzt? Im Sinne von „Gott ist mein Kompass“ bzw. in der heutigen Zeit „mein Navi“? Oder treffe ich ihn in der Natur, wohlmöglich in der Gestalt eines Busches. Ob brennend oder nicht ist hierbei erstmal egal. Vielleicht sehe ich im Urlaub am Strand auf einmal eine zweite Fußspur im Sand. Würde ein anderer diese Fußspur auch sehen? Wie gesagt, ich weiß es nicht.
Als ich einmal Gott traf … Dieser Satz hat mich ganz schön zum Nachdenken gebracht. Wenn ich Gott treffen sollte, oder es bereits passiert ist, woher weiß ich, dass ich ihn getroffen habe? Durch was signalisiert mir Gott, dass er bei mir ist?
Als ich einmal Gott traf, habe ich es nicht gemerkt. Dies wäre eine mögliche Fortführung des Satzes. Er hinterlässt aber Ungewissheit, er ruft Zweifel hervor. Wenn ich es nicht gemerkt habe, hat Gott dann überhaupt etwas gemacht?
Als ich einmal Gott traf … Ich glaube, der Satz kann gar nicht fortgeführt werden. Er beruht nämlich auf einer Grundannahme, die schon nicht zu Gott passt. Das Wort „Treffen“ impliziert, dass die andere Person vorher nicht bei einem war. So denkt Gott aber nicht. So verhält Gott sich nicht. So ist Gott nicht. Er ist immer bei einem, egal an welchem Ort, egal zu welcher Zeit, egal in welcher Lebenslage. Deshalb muss Gott auch nicht signalisieren, dass er bei uns ist. Denn er ist immer da. Alles, was passiert, geschieht mit Gott. Er ist immer unter uns. Amen.
Tristan

Als ich einmal Gott traf

Heute hatte ich einen richtig blöden Tag, alles ist schiefgelaufen. Wo ist Gott eigentlich immer, wenn ich ihn gerade brauche? Wenn es mir mal gar nicht gut geht, so wie heute, und ich nicht weiß, was ich machen soll. Manchmal in schwierigen Situationen fange ich dann an zu beten. Gott meine Sorgen mitzuteilen und ihn zu fragen: „Gott, was soll ich jetzt machen?“.
Eine Antwort habe ich noch nie bekommen. Eigentlich ganz schön gemein. Warum gibt es nicht einfach eine Telefonnummer unter der Gott immer zu erreichen ist?
Hört er meine Gebete, meine Sorgen, meine Ängste? Wann hört er mich am besten und wo kann ich ihn treffen? Warum sollte er mich besser hören, wenn ich in einer Kirchbank sitze oder bete? Warum nicht auch, wenn ich in meinem Bett liege und nachdenke?
Ich glaube Gott ist mitten unter uns, an jedem Ort und zu jeder Zeit in unserer Gemeinschaft. Gott ist in den Armen meiner Familie, wenn sie mich in den Arm nehmen, wenn es mir schlecht geht. Gott ist in den Witzen meiner Freund*innen, wenn wir abends zusammen sitzen. Aber Gott ist auch in dem Lächeln der fremden Frau, die mir beim Bäcker die Tür aufhält.
Und so treffe ich Gott jeden Tag aufs Neue. Mitten unter uns.
Alea

Als ich einmal Gott traf

Verschiedene Kontinente, verschiedene Länder, verschiedene Städte, verschiedene Kulturen, Sprachen und Religionen. Insgesamt gibt es tausende Glaubensgemeinschaft auf der Welt, die verschieden sind  aber auch Überschneidungen haben. Doch was bei allen Gläubigen gleich ist: sie stehen komplett hinter ihrer Religion und deren Ansichten.
Wie du bestimmt schon bemerkt hast, ist dies auch oft ein Grund für Streit, Auseinandersetzungen bis hin zu Kriegen. Doch wer kann da entscheiden, was richtig ist und was nicht? Ein Richter? Nein, das kann niemand und niemand hat das Recht dazu. Du kannst Menschen versuchen zu überzeugen, aber sie niemals zwingen. Da gibt es einfach kein richtig und falsch. Unser Gott ist für jeden Menschen da und für jeden dankbar, der sich ihm zuwendet. Verschiedene Religionen sind sogar gut, sie spiegeln den Pluralismus in unserer Gesellschaft wieder und zeigen uns die Einzigartigkeit jedes einzelnen Menschens. Akzeptiere und toleriere andere für ein friedliches Zusammenleben und verurteile niemanden für seinen Glauben.
Marleen

Als ich einmal Gott traf

Spürte ich sofort wie allmächtig er ist. Er strahlte eine Aura aus, die ich nicht beschreiben kann. Sie sog alle meine Ängste und Sorgen auf und ich fühlte Erleichterung. Ich erkannte, dass er mir aus meiner Trauer half. Nach diesem Vorfall wurde mir klar, dass Gott mir in allen meinen Lebenssituationen hilft und helfen wird und ich erschloss daraus, dass die Schöpfungsgeschichten war sein müssen, denn mit so einer Kraft, jedem Menschen zu helfen, besitzt man auch die Kraft dazu eine Welt zu schaffen, unsere Erde. Diesen Moment werde ich nie vergessen, so wie ich das Haus des Herrn nie verlassen würde. Amen
Findus

Als ich einmal Gott traf

Mensch, was war das für ein Treffen. Ihr glaubt es wohl nicht, aber ich habe Ihn wirklich getroffen, mit IHM, unserem Vatter, Schöpfer, Freund geredet.
Wenn ich mich daran zurückerinnere, muss ich schon fast wieder weinen, so sehr hat es mich berührt. Er saß einfach dort, auf einer Bank als ich durch den Park gegangen bin. Ich musste an dem Abend einfach raus, meinen Kopf freimachen und jetzt frage ich mich: War das Zufall? Aber bei Gott gibt es doch keine Zufälle, oder? Ist nicht immer alles geplant? Weiß er nicht schon vorher was unser nächster Schritt ist? Schließlich ist er ja allmächtig! Na, auf jeden Fall dachte ich, er wäre jemand anderes, den ich schon sehr sehr lange nicht mehr gesehen habe und habe ihn natürlich angesprochen, auch wenn ich im ersten Moment perplex war. Er meinte, ich würde ihn wohl verwechseln. Ich wollte mich entschuldigen und weiter gehen, doch er lächelte mich an und fragte: „Luisa, willst du dich nicht zu mir setzen?“ Voller Staunen und Fragen nickte ich einfach und setzte mich. Ja, eigentlich macht man sowas doch nicht, andere wären vielleicht schnell gegangen. Was will dieser Kerl bitte von mir? Aber irgendwie hatte er so eine beruhigende Ausstrahlung und ich hatte das Gefühl, ich bräuchte jetzt einfach seine Gemeinschaft.
Er lächelte freundlich weiter, schaute in die Gegend und sagte: „Was für ein schöner Abend … Ich hatte heute schon viel zu tun. Du kannst dir gar nicht vorstellen was die Leute alles von einem abverlangen und wen sie brauchen. Jetzt versuche ich gerade die Ruhe, Vögel und Natur zu genießen.“ Noch immer perplex wieso er meinen Namen kannte, nickte ich und versuchte auch den Moment zu genießen.
Nach einigen Sekunden fragte ich: „Kennen wir uns irgendwoher, dass sie mich zu sich auf die Bank einladen?“ „Sag du es mir. Wieso bist du heute in den Park gekommen? Ich sitze hier regelmäßig, aber dich sehe ich doch zum ersten Mal hier.“ Ich stutzte. „Wieso bin ich hier? Ich wollte raus, brauchte frische Luft. Die Welt fiel mir zuhause einfach auf den Kopf. Die Klausur lief heute Morgen nicht, ich habe mir Vorwürfe gemacht und als ich meiner Freundin davon erzählt habe, kam nur ein „Die Klausur war wahrscheinlich gar nicht so schlimm.“ per Chat zurück. In letzter Zeit habe ich eh das Gefühl, dass sie mir nicht richtig zuhört. Ich bin traurig, sauer und einfach nur frustriert.“
Luisa